Constantin Brunner

Constantin Brunner (1862-1937)
Ein Denker der Moderne wird wiederentdeckt

Constantin Brunner, Privatgelehrter, Philosoph, Aufklärer und Mystiker war im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eine bekannte geistige Größe in der deutschsprachigen Welt.

Gustav Landauer, Walther Rathenau, Martin Buber und Lou Andreas Salomé suchten das Gespräch mit ihm, Yehudi Menuhin und Rose Ausländer gehörten zu seinen Anhängern. Noch Max Horkheimer bekannte sich als Brunner-Leser.

Geb. 27.08.1862 in Altona, 1880-81 Studium am jüdischen Lehrerseminar in Köln, 1884-1890 Studium der Philosophie und Geschichte in Berlin und Freiburg. 1881-1895 Tätigkeit als Publizist in Hamburg, 1895-1933 Privatgelehrter in Berlin und Potsdam, 1933-1937 Exil in den Niederlanden, starb am 27.08.1937 in Den Haag.

Zahlreiche seiner Anhänger wurden in der Shoah ermordet. Brunner war nach dem Zweiten Weltkrieg in der Öffentlichkeit zunächst vergessen. Die Erinnerung an sein Werk wird von dem Internationaal Brunner Instituut in Den Haag und der Constantin-Brunner-Stiftung in Hamburg gepflegt. Gemeinsame Website: www.constantinbrunner.net


Constantin Brunner
 

Hauptwerke

Die Lehre von den Geistigen und vom Volk (1908)

Brunners zweibändiges Hauptwerk enthält seine Ontologie: Die Lehre vom "praktischen Verstand", unserer alltäglichen und wissenschaftlichen Weltwahrnehmung im Dienst unserer Lebensfürsorge. Diese Weltsicht bleibt im Rahmen einer kausalen Deutung des Weltgeschehens befangen – sie ist damit immer relativ. Brunners Ontologie der Relativität entstand gleichzeitig mit Einsteins Relativitätstheorie.

Die Geistigen: diejenigen, die im Gegensatz zum Volk diese relative Weltsicht in einer Einheitserfahrung, dem "geistigen Denken" überwinden können. Der Gegensatz zwischen Geistigen und Volk geht quer durch alle Bildungsschichten.

Brunner, Die Lehre von den Geistigen und vom Volk 1Brunner, Die Lehre von den Geistigen und vom Volk 2
 

Der Judenhass und die Juden (1919)

Brunners Hauptwerk zur politischen und Gesellschaftsphilosophie: Antisemitismus und Judenhass sind für Brunner Ausdruck allgemeinen Menschenhasses, der nur durch eine umfassende gesellschaftliche Emanzipation überwunden werden kann. Dies geschieht im Staat als Ausdruck und Garant eines auf Freiheit und Gleichheit beruhenden Rechtssystems. Brunner vertritt einen aufgeklärten Verfassungs-patriotismus: Jeder kann Staatsbürger werden, der die Rechtsprinzipien anerkennt.

  Brunner, Der Judenhass

Die Briefe

Brunner lebte zurückgezogen als Privatgelehrter. Er hat nie gelehrt, nie Vorträge gehalten und ist nie in der Öffentlichkeit aufgetreten. Aber er hat einen ausgedehnten Briefwechsel geführt, nicht nur mit Freunden und Bekannten, sondern auch mit Geistesgrößen wie Gustav Landauer, Walter Rathenau oder Martin Buber. Die Briefe können als Hinführung zu Brunners Biographie gelesen werden.

  Brunner, Ausgewählte Briefe

Brunners Comeback

Das Constantin Brunner-Lesebuch

herausgegeben von Jürgen Stenzel und Robert Zimmer. Brunners wichtigste und z.T. schwer zugängliche Texte in einem Band vereint.
Mit einer Einführung von Robert Zimmer

Constantin-Brunner-Lesebuch

Pressestimmen

"Ein umfangreiches Lesebuch will Brunner neu vorstellen. Mit Jürgen Stenzel und Robert Zimmer haben zwei profunde Kenner seines Werks es besorgt […] Ein Vorzug der Auswahl besteht darin, dass sie die insgesamt 18 Texte aus 10 verschiedenen Veröffentlichungen seit Brunners Hervor­treten 1908 in ausführlicherem Zusammenhang bietet […] Das sorgfältig komponierte Lesebuch leuchtet einen interessanten Denker innerhalb der philosophischen Topographie der beginnenden Moderne aus, deren intellektuellen Umbrüchen Zimmers instruktive "Ein­führung" (7-42) ihn nicht unbegründet zuordnet. Für viele Fragestellungen bietet es eine inspirierende Lektüre und motiviert zur Neugierde auf dessen Gesamtwerk."

Hans-Rüdiger Schwab,
Jahrbuch für Lebensphilosophie 2018/2019

„Privatgelehrter, Außenseiter, Aufklärer, jüdischer Anti­zionist, Weisheitslehrer: Brunner ist der etwas andere Philosoph.“ Mit diesen wenigen Worten umreißt Robert Zimmer das Werden und Sein eines heute zu Unrecht vergessenen Intellektuellen, der abseits jeglicher Öffent­lich­keit fast ein halbes Jahrhundert lang an seinen Büchern arbeitete. Brunner machte keine Besuche, hielt keine Vorträge und schloss sich keinen Vereinigungen an. Im universitären Lehrbetrieb spielten seine Überlegungen keine Rolle, und so gab es auch keine Schüler, die seine Lehre weitertrugen. Dennoch wurde sein geistiges Erbe immer gepflegt. Heute beschäftigen sich zwei Institutionen mit der Erforschung und Verbreitung seines Werkes: das 1947 in Den Haag gegründete Internationaal Constantin Brunner Instituut und die 1975 in Hamburg ins Leben gerufene Constantin-Brunner-Stiftung. Vorsitzender dieser beiden Einrichtungen ist Jürgen Stenzel, der sich seit drei Jahrzehnten mit Brunners Schaffen befasst. Jüngstes Ergebnis ist das von ihm gemeinsam mit Robert Zimmer herausgegebene Constantin Brunner-Lesebuch….

Will man sich heute mit Brunners Werk beschäftigen – und die mit dem Lesebuch jetzt vorliegende, das ganze Spektrum seiner Philosophie in den Blick nehmende Zusammen­stellung sollte dafür Anlass genug sein! –, so muss man sich vor allem auf seine polemische Eindringlichkeit einlassen. In einem 1917 von ihm in der Zeitschrift Nord und Süd veröffentlichten Lebensabriss erinnerte er sich an einen frühen Traum: „Ich aber würde dereinst so reden, daß sie alle umkehren müßten. An meiner Berufung zweifelte ich keinen Augenblick“. Jürgen Stenzel meint dazu: „Er erklärt, nennt, ja beschwört in seinen Schriften immer wieder neu und eindringlich die Ergebnisse seines Denkens. Das hat zuweilen etwas von Überredenwollen.“ Mit Brunner haben wir einen auch für die heutige Zeit wichtigen Denker vor uns, der, so Robert Zimmer, „eine neue philosophische Wirklich­keitsdeutung mit lebensreformatorischen Absichten verbindet, die weit über den akademischen Diskurs hinausgehen“.

Mathias Iven, Das Blättchen, 22.07.2019

"Ausgestattet mit Leseband, stabilem Hardcover sowie übersichtlichen, thematisch gegliederten Kapiteln und einem ausgezeichnet gewählten Titel erfüllt es die äußeren Kriterien eines gelungenen Lesebuchs. Vielversprechend scheint es auch durch die beiden Herausgeber zu sein, macht doch Jürgen Stenzel schon seit den 1990er Jahren als Brunner-Experte auf sich aufmerksam, Robert Zimmer wiederum ist als Autor zahlreicher philosophischer Einführungswerke tätig. Eine Kollaboration der beiden philosophisch versierten Herren bot sich also an, um einer breiteren Leserschaft den gemeinhin unbekannten Constantin Brunner näherzubringen […] Die Kapitel enthalten jeweils eine kurze Einführung, in der die Herausgeber die gewählten Textauszüge in die zeitlichen und geistigen Hintergründe einordnen. Erfolgreich werden damit die Leserinnen und Leser an die Hand genommen und sie erfahren, aus welchen Werken die abgedruckten Textauszüge stammen, warum ausgerechnet sie aus dem beeindruckenden Opus Brunners ausgewählt wurden und wann sie erstmals erschienen sind. Mit den zahlreichen Textauszügen lassen die Herausgeber dem Philosophen genügend Raum, die im Vorwort nur schemenhaft umris­senen Begriffe in seinen eigenen Worten zu erläutern."

Franziska Krah, der blaue reiter.
Journal für Philosophie, Heft 45/2020.

Der Denker, an den niemand denkt.
Zur Vorstellung des Constantin Brunner-Lesebuchs in Jünkerath

Von Fritz-Peter Linden,
Trierischer Volksfreund

 

Robert Zimmer:
Einführung und Anmerkungen zu Brunner

Constantin Brunner. Philosoph und Weisheitslehrer ist eine ideale, kurze, prägnante und verständliche Einführung in Brunners Leben und Werk, die einen Einstieg in Brunners Die Lehre von den Geistigen und vom Volk, in seine politische und Gesellschaftsphilosophie und in seine Mystik vermittelt.

Pressestimmen zu
Constantin Brunner. Philosoph und Weisheitslehrer

"Brunner war [...] eine singuläre Erscheinung, die hier eine konzise, anschauliche Würdigung erfährt. Der handliche Band enthält auch eine Reihe von Photographien. Auf engem Raum - eben in einer Miniatur - gelingt Robert Zimmer eine Annäherung an Brunner, der in bemerkenswerter Weise die Philosophie als eine Form der Weisheit zu denken versuchte."

Till Kinzel,
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB), Nr. 25, 17-2

"Robert Zimmers biographische Miniatur sollte Anstoß genug dafür sein, das Werk eines äußerst produktiven Denkers des vergangenen Jahrhunderts in die aktuellen Debatten ein­zubeziehen."

Mathias Iven, www.wist-derliteraturladen.de 20.04.2017


Ein Themenheft zu Constantin Brunner:

Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden,
Band 29, 2019, Heft 2.

Darin: Robert Zimmer
Constantin Brunner als Denker der Moderne, S. 243-266.

Als Einführung in Brunners Denken außerdem:

Robert Zimmer:
Ein vergessener Aufklärer der Moderne. Der Philosoph, Mystiker und Lebensreformer Constantin Brunner
, PDF  (Link)

Brunner, Jüdische Miniaturen
Zeitschrift "Aschkenas"

Die Standardwerke der Sekundärliteratur

Die besten und gründlichsten Darstellungen stammen aus der Feder Jürgen Stenzels. Jürgen Stenzel, Vorsitzender des Internationaal Constantin Brunner Instituut und der Constantin Brunner Stiftung, ist der kompetenteste Kenner der Philosophie Brunners in der Gegenwart.

Philosophie als Antimetaphysik enthält – neben einer knappen biographischen Einführung - auf knapp 500 Seiten eine ausführliche und gründliche Diskussion aller systematischen Aspekte der Brunnerschen Philosophie sowie einen detaillierten Vergleich mit der Philosophie Spinozas, den Brunner als seinen Vorläufer und philosophischen Lehrer betrachtete. Philosophie als Antimetaphysik ist das bleibende wissenschaftliche Standardwerk zu Brunner.

  Atenzel, Antimetaphysik

Die Philosophie Constantin Brunners enthält auf 150 Seiten eine ebenso verständliche wie komprimierte Einführung in Brunners Philosophie. Dabei werden nicht einzelne Werke in chronologischer Reihenfolge diskutiert, sondern die wichtigsten systematischen Gedanken Brunners im Zusammenhang dargestellt. Ein für jedes Studium der Brunnerschen Philosophie unverzichtbares Grundbuch.

  Stenzel, Brunner

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